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Das Coming-Out Modell nach Vivienne Cass

Das Modell nach Vivienne Cass beruht auf der Annahme, dass Identität in einem Entwicklungsprozess erworben wird und sich die Umgebung auf das Individuum auswirkt. Die untenstehenden sechs Phasen können jederzeit unterbrochen werden und es kommt zu einer Identitätsblockade. Dadurch kann die nächste Stufe nicht erreicht werden, weil die homosexuelle Identität nicht akzeptiert wird. Die einzelnen Phasen können unterschiedlich lang sein.

In der Phase der Identitätsverwirrung wirkt die Heterosexualität als vertraut und sicherheitsgebend und die Homosexualität als fremd. Die Möglichkeit homosexuell zu sein kann viele Fragen, zu Geschlechterrollen, Beziehungen, Sexualität und weiteren, aufwerfen. Zuerst wird alles Homosexuelle abgewehrt und vermieden. Es gibt verschiedene Wege mit der Erkenntnis umzugehen. Zum einen kann eine Abwehr von allem Homosexuellen sein oder eine direkte Suche nach Informationen dazu. Wenn die Person aber das eigene Empfingen verleugnet kann es zu einer Identitätsblockade führen. Das Ende dieser Phase bildet die Auseinandersetzung und Kompromissbereitschaft. Die zweite Phase ist der Identitätsvergleich. In dieser Phase wird die Homosexualität an/-hingenommen, aber die Person fühlt sich in der Gesellschaft und von sich selbst entfremdet. Denn die Person bezeichnet sich selbst noch als heterosexuell. Dies kann unter schlechten Voraussetzungen zur Isolation und wie auch in der ersten Phase zur Identitätsblockade führen. Die vermeintliche Homosexualität wird in der dritten Phase, die Identitätstoleranz, angenommen und es werden erste Kontakte zu anderen Homosexuellen gesucht, um der Isolierung entgegen zu wirken. In der darauffolgenden Identitätsakzeptanzphase wird vermehrt nach anderen Homosexuellen gesucht und eventuell auch Beziehungen eingegangen. Nach und nach outen sich die Homosexuellen in ihrem Umfeld, hierbei ist es sehr wichtig positive Erfahrungen zu machen, denn sonst kommt es wieder zu einer Identitätsblockade. Die vorletzte Phase ist der Identitätsstolz und beinhaltet, dass die Person mit den negativen Erfahrungen besser umgehen kann. In der Mehrheitsgesellschaft outen sich die Homosexuellen nun offen und können auch konfrontativ auftreten, um sich selbst und andere vor internalisierender Homonegativität zu schützen. Vermehrt suchen die Homosexuellen in dieser Phase die Nähe zu anderen gleichgeschlechtlich Liebenden. Viele verringern bewusst den Kontakt zu Heterosexuellen aufgrund von negativen Erfahrungen. Die Personen in dieser Phase haben ein positives Selbstwertgefühl und tragen es auch in der Mehrheitsgesellschaft offen zur Schau. Die letzte Phase ist die Identitätssynthese, hier steht die sexuelle Orientierung nicht mehr im Vordergrund. Die sexuelle Orientierung ist nun integriert in die Gesamtidentität. Die negativen Äußerungen von Homophoben werden ignoriert oder relativiert.

 

Kritisch an diesem Modell kann man die Phase des Identitätsstolz sehen. In der „Szene“ wird diese Ausdrucksart zwiespältig betrachtet. Für die einen ist es kein Stolz, denn sie sind von Geburt an homosexuell und der Stolz bezieht sich auf eine Leistung. Andere wiederum sind stolz homosexuell zu sein, denn sie haben in ihrem Leben etwas erreicht. Sie haben Diskriminierungen ‚ausgehalten‘ und sind ihren Weg gegangen auch wenn dieser gegen die eigene Familie ging.

Rebecca Herzberg, Jugendbildungsreferentin

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